Halbzeit

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An dieser Stadt kann ich mich nicht sattsehen. Weder an den großen Plätzen, Straßen, Bäumen, noch an den kleinen skurrilen Dingen, an dem Häuserverhau, an den Sonderheiten. Zum Beispiel diese seltsame Vernissage in einer Bank, bei der eine Intelektuellenrunde ausführlich diskutierte, aber die Lautsprecher ausgeschaltet waren und niemand etwas hören konnte. Dazu Getränke: Cola, Wasser, Cola light.

Ein Special für meinen Bruder, der seine wahre Freude an dem Spiel Boca juniors – River Plata gehabt hätte, samt dem Wahnsinn, dass River mitten im Feindesland, in der Bomonera 2:1 siegte. Ich hab versucht, eine Karte zu bekommen, aber es war seit Monaten ausverkauft. Also TV in einer Kneipe.

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Graciela hat ein gutes Händchen für Lokale: ein Bogenschieß-Club mit einer wunderbaren Parrilla für einen Spotpreis. Diese Mischung aus einfach, provisorisch, alt, was neues dazwischen, lebendig und lebensnah – das gefällt mir schon sehr. Das hat sich in Deutschland, zumal in dem glattgebügelten München, doch arg wegrationalisiert.

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Mal wieder ein tolles Konzert in meinem Lieblingsladen bei mir um die Ecke, dem Cafe Vinilo – der in Paris lebende Raoul Barboza con su Trio.

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Ich erspare euch meinen zeit- und nervenraubenden Ärger mit meinem Computer. Kinder, Kinder. Aber positiv zu vermerken ist, dass mir sowohl im hiesigen Apple-Laden sehr freundlich geholfen wurde, als auch ein zweistündiger Chat mit dem Apple-Support in Deutschland wegen meiner Notsituation kostenlos war und dann drei Mitarbeiter involviert waren, um das Problem in den Griff zu bekommen und ich jetzt da bekannt bin wie ein bunter Hund. Leider hat es nichts gebracht. Da hilft nur Ruhe bewahren, Daumen drücken und Mate trinken.

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Inzwischen hatten wir einige Drehs, das erste Gespräch letzten Samstag mit Liesl, seit ihrer Einwanderung Alicia und dann irgenwann auch wieder Lissel. Sie ist 88, wach, mobil und sehr humorvoll. Und hat unendich viele Geschichten zu erzählen. Die Spielsachen, die ihr Mann aus Holz bastelte, sind unglaublich. Unser Assistent, der kleine Jannis hat sofort eine Hochzeit mit ihnen inszeniert. Auch Marion, ebenfalls 88 und topwach, mit der wir gestern drehten, quillt über vor Geschichten. Auch, was sie erlebte, als sie erst einmal auf konfusen Wegen nach Palestina kam – dort wurden die deutschen Juden richtiggehend geächtet, es bleibt einem im Hals stecken. Ihre Fahrt auf einem japanischen Schiff von Palestina nach Buenos Aires, die alleine wär schon ein Film wert.

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Zwischen den Reparaturmanövern am Computer und den Drehs bleibt zum Glück noch etwas Zeit für anderes. So auch ein Austausch mit München. Es scheint so weit alles in Ordnung zu sein. Nur dass der Pfleger, der uns so reingelegt hat, heimlich im Haus war, und alle Schlösser ausgetauscht werden mussten. Nur, dass das Wasser plötzlich nicht mehr läuft, das Telefon und der TV kaputt sind. Aber die Reparaturmaßnahmen sind angekurbelt. Und Pointe: die frisch mit dem Pfleger vermählte Philippinin und ihr Kind, mussten stante pede wieder zurückfliegen. Weil der Pfleger als Ankunftsland „Schlesien“ angab. Meine Filmidee reift.

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Villa Crespo. Eine halboffene Tür. Ich spähe hinein, sehe in der Einfahrt zwischen lauter alten Spielsachen und Geräten zwei Typen, die an irgendetwas herumbosseln. Denke: ein Antiquariat, mal sehen. Und werde streng aufgehalten:

Qué queres? (Was willst du?)

Äh, es cerrado? (Äh, es ist geschlossen?)

No, es privado. (Nein , es ist privat.)

Oh, disculpame. (Oh, Entschuldigung.)

Sos una extranjera? (Bist du eine Ausländerin?)

Si. (Ja.)

Sola? (Allein?)

Si. (Ja.)

Entra. (Komm rein.)

Dann rufen sie einen Kollegen, der mir alles zeigen soll. Pablo – „como Picasso“ führt mich in einen atemberaubenden Raum, ca 150 Quadratmeter groß, voll, übervoll mit den unglaublichsten Fundstücken und Sammlungen aus vergangenen Jahren. Ich verstehe nicht alles, was er sagt, nur so viel: Das ist ein super privater Ort, in dem private Feste und Veranstaltungen gefeiert werden – mit stark politischer Intention. Also, das Café „Las parablas“. (Café „Die Worte“) Hier aber erst ohne Worte.

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So und jetzt auf ins colegio Pestalozzi, das genau vor 80 Jahren als Bollwerk einer antifaschistischen Bewegung ins Leben gerufen wurde und heute die Gründer und ersten Lehrer geehrt werden sollen. Die leben nicht mehr. Aber von den ersten Schülern sind vielleicht noch welche da. Die Schule wurde ihr Auffangbecken. Und bis heute zählt die Schule zu einer der innovatisten pädagogischen Anstalt, die es sich zum Ziel macht, über Kultur integrativ und Völkerverbindend zu sein.

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8 Gedanken zu „Halbzeit“

  1. Liebe Henriette, unglaubbliche Bilder mit Geschichten und ich kann mir denken, daß das alles viele Stoffe in Deinem Kopf generiert, die Dich faszinieren. Genieße die Zeit! viele gute wünsche mit Dank, daß du mich teilhaben läßt. Deine Dorle

  2. Liebe Henriette,
    du hast uns so viel Lust auf die Stadt gemacht, jetzt haben wir ein Flugticket gelöst und fliegen am 1. August nach Buenos Aires, um mit Anton seinen Geburtstag dort zu feiern. Nur schade, dass du dann nicht mehr da bist oder ev. zum Nachdreh? Alles Liebe
    Nicola und Daniel

    1. Toll!!! Da ist aber Winter, ich weiß nicht, wie das hier im Winter ist. Einen Nachdreh werde ich sicher haben, aber den hoffe ich auf November oder so legen zu können, Frühling.
      Viel Spaß euch hier – wenn ich in München bin, dann geb ich euch ein paar Tipps. Abrazo

  3. Servus Henriette, schönes Tagebuch. Und gut schaust du aus. Steht dir, diese Stadt! Würde gern eine Pause mit dir unter deinem Lieblingsbaum in Ricoleta machen… Ich hoffe, du kannst ein Stück deiner Inspiration über den Atlantik retten. Aber erstmal noch ein gelungene zweite Halbzeit. Und jede Menge guter ‚parablas‘ 😉 Ich schau gern wieder rein! Marc

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